Andreas Scheuer, Bundesminister für Verkehr und Digitales, eröffnet die Weltleitmesse der Metallbearbeitung
In diesen Minuten eröffnet Andreas Scheuer, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, gemeinsam mit Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, dem Vorstandsmitglied der Deutschen Telekom Adel Al-Saleh, dem Cecimo-Präsidenten Dr. Roland Feichtl und EMO-Generalkommissar Carl Martin Welcker die Weltleitmesse EMO Hannover 2019. Sechs Tage lang wird Hannover wieder zum Mekka der internationalen Produktionstechnik. Mehr als 2.200 Aussteller aus 48 Ländern zeigen ihre Neuheiten für die industrielle Fertigung unter dem Motto „Smart technologies driving tomorrow’s production!“
„Nachdem etliche Jahre sattsam über Digitalisierung und Vernetzung diskutiert wurde, kommt sie jetzt in der Realität der Produktion an“, sagt Carl Martin Welcker anlässlich der Eröffnungspressekonferenz in Hannover. Die Fabrik wird smart, Maschinen und Werkzeuge werden intelligent. Sie kommunizieren miteinander und heben die Produktion auf eine neue Qualitätsstufe. Viele Aussteller haben dazu Angebote. Allein zum Stichwort Industrie 4.0 finden sich über 2.000 Einträge auf der EMO-Website.
EMO Hannover zeigt Lösungen für die Megathemen
Große Herausforderungen und Chancen sieht Welcker im Transformationsprozess des größten Abnehmers Automobilindustrie. „Die Elektrifizierung wird nicht durch Schalterumlegen über Nacht kommen. Vielmehr wird es noch viele optimierte Verbrennungsmotoren geben, allein oder in Kombination mit Hybridantrieben“, sagt er. Die Einführung neuer Antriebstechnologien wird zweifellos einzelne Fertigungsprozesse, wie wir sie heute kennen, verändern. Der EMO-Generalkommissar fordert jedoch, dass es für höchst unterschiedliche Anforderungen auch höchst differenzierte Lösungen geben müsse, für Pkw, Nutzfahrzeug, Motorrad, Flugzeug, Schiffsmotor, mobile Maschine oder E-Bike. Um die anspruchsvollen CO2-Klimaziele zu erreichen, sei es umso wichtiger, künftige Antriebskonzepte technologieoffen voranzutreiben, damit sich die jeweils beste Lösung im Wettbewerb durchsetzt.
Für 2030 haben Forscher von FEV Consulting einen globalen Anteil voll elektrifizierter Fahrzeuge von 19 Prozent berechnet. Das bezieht sich auf 118 Mio. Neuzulassungen, die gegenüber 2017 weitgehend stabil bleiben sollen. Sie sprechen darüber hinaus von 64 Prozent weniger Wertschöpfung im Fertigungsprozess beim reinen Elektroantrieb und 24 Prozent höherer Wertschöpfung beim Plug-in-Hybrid.
In diesem Szenario können wegfallende Bereiche in der Fertigung potenziell über neue Anforderungen kompensiert werden. Effizienzverbesserungen bei den verbleibenden Verbrennungsmotoren und Getrieben durch optimierte Oberflächen, die Reduzierung von Geräuschemissionen, der Schutz vor Bauteilverschleiß, der im Hybrid durch das Umschalten von Elektroantrieb auf Verbrennungsmodus bei schneller Fahrt umso intensiver auftritt, die Neuauslegung von Bremssystemen, die wegen der hohen Batteriegewichte benötigt wird, – dies alles verlangt neue bzw. veränderte Produktionsprozesse. Hinzu kommt die flächendeckende Ausrüstung mit Turboladern. Auch für die Fertigung elektrischer Schlüsselkomponenten wie Batterien und Traktionsmotoren, aber auch der Leistungselektronik, werden neue komplexe Produktionssysteme benötigt.
Nachhaltigkeit ist Geschäftsmodell der Werkzeugmaschinenindustrie
Um die ehrgeizigen Klimaschutzziele bis 2030 zu erreichen, wird es ohne intelligente Technik letztendlich nicht gehen. Bei allen Fortschritten stehen immer die Industrieproduktion und damit die Werkzeugmaschine als so genannter Enabler im Fokus. Weniger Energie- und Materialverbrauch, höhere Effizienz bei den Prozessen und gleichzeitig höhere Qualität der Produkte lauten die Anforderungen. „Tatsächlich leistet die Werkzeugmaschinenindustrie dazu einen ganz wichtigen Beitrag, denn Effizienz und Vermeidung von Verschwendung sind quasi ihr Geschäftsmodell“, weiß Welcker.
Die Branche wäre international nicht so erfolgreich, wenn es nicht immer wieder gelänge, neue Materialien zu bearbeiten, – als Beispiel sei der Leichtbau in der Automobilindustrie genannt, – und energieeffizientere Prozesse durch die Einsparung ganzer Bearbeitungsschritte zu etablieren, z.B. durch die Zusam-menfassung mehrerer Verfahren in einer einzigen Maschine. Im Zusammenhang mit Industrie 4.0 sprechen wir heute vom Digitalen Zwilling, der die Konstruktion optimierter Maschinen, Bauteile und Prozesse im Computer erlaubt, bevor auch nur ein einziges Gramm an Material in der realen Produktion verbaut wird. Letztlich bedarf auch die Energieerzeugung, konventionell oder regenerativ, anspruchsvoller Produktionstechnik, wenn die notwendige Großteilebearbeitung für Windkraftanlagen oder Kraftwärmekoppelung sowie die Bearbeitung von Solarpanels mittels Laser nach nachhaltigen Prinzipien gelin-gen soll. Genau dafür steht die Werkzeugmaschinenindustrie.
Auch beim Bau von Werkzeugmaschinen selbst steht Nachhaltigkeit seit jeher im Fokus. Themen, die von der EU derzeit im Rahmen ihrer Hinwendung zur Kreislaufwirtschaft genannt werden, erfüllt die Werkzeugmaschinenindustrie schon länger: energie- und ressourceneffiziente Produktion, lange Lebensdauer, attraktive Überholbarkeit, Updatefähigkeit der Steuerungen, Second und Third Life. Damit sind sie ein gutes Beispiel dafür, wie Kreislaufwirtschaft umgesetzt werden kann.
Produktionsrückgang für 2019 in Deutschland erwartet
„Die EMO Hannover 2019 findet unter nicht ganz einfachen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen statt“, räumt Welcker ein. Nach acht Jahren Hochkonjunktur für die Werkzeugmaschinenindustrie hat sich die weltweite Investitionsgüternachfrage seit dem vierten Quartal 2018 beruhigt. Die Anwender haben ihre Nachfrage im ersten Halbjahr 2019 in allen Weltregionen kräftig zurückgeschraubt. Beim EMO-Gastgeber Deutschland sank der Auftragseingang in den ersten sechs Monaten ebenfalls um mehr als ein Fünftel. Nicht zuletzt deshalb hat der VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken) seine Produktionsprognose für Deutschland auf minus 2 Prozent revidiert.
Eine Weltleitmesse wie die EMO Hannover zeigt jedoch frühzeitig, in welche Technologien künftig investiert wird. Neue Angebote durch die Digitalisierung und die Einführung der künstlichen Intelligenz, neue Produkte durch den breiten Einsatz generativer Verfahren u.v.m. eröffnen neue Dimensionen im Hinblick auf Effizienz- und Qualitätssteigerung in der Produktion. Unternehmen müssen sich jetzt mit der eigenen Fitness auseinandersetzen, um sich für die kommenden Jahre aufzustellen, mit strategischer Neuausrichtung, Modernisierung der Produktion, Effizienzsteigerung bei den Prozessen. „Da wird es viele verschiedene Ansätze geben. Die Ideen dafür werden in den kommenden Tagen nicht zuletzt hier auf der EMO Hannover reifen“, sagt der EMO-Generalkommissar.
Bild & Text: emo-hannover.de