Modulare Produktion auf der Schwelle zur Markteinführung
Auf der Sonderschau Modulare Produktion demonstrieren Hersteller, Anwender und Modulbauer bereits im dritten Jahr, wie sich durch die Standardisierung von Schnittstellen die Flexibilität von Anlagen in der Prozessindustrie erheblich verbessern lässt. Kernelement dafür ist eine durchgehende Modularisierung sowie der verstärkte Einsatz von intelligenter, dezentral verteilter Automation.
Die Modulare Produktion hat die Schwelle zur Markteinführung erreicht. Auf der Sonderschau „Process INDUSTRIE 4.0: The Age of Modular Production“ in der Halle 11 der HANNOVER MESSE 2019 können Besucher das hautnah erleben: Exponate und Live-Demos zeigen ein besonders schnelles und effizientes Engineering der Module (verfahrenstechnisch und automatisierungstechnisch gekapselte Produktionseinheiten) basierend auf dem MTP-Konzept, das den einzelnen Modulen eine digitale Beschreibung gibt. Die Module können anschließend über das Orchestrierungs-System systemneutral und flexibel verschaltet werden. „Auf diese Weise lassen sich Prozessanlagen schnell erstellen und umrüsten“, sagt Axel Haller (ABB), Vorsitzender des ZVEI-AK Modulare Automation. „Gleichzeitig ermöglicht es den Unternehmen, flexibel auf neue Marktanforderungen zu reagieren und den Engineering-Aufwand erheblich zu reduzieren.“
Partner der Sonderschau „Process INDUSTRIE 4.0: The Age of Modular Production“ sind ISPE, NAMUR, ProcessNet – eine Initiative von Dechema und VDI, VDMA und ZVEI. Unternehmen wie ABB, B&R, Emerson, Endress+Hauser, Festo, HIMA, Pepperl + Fuchs, Phoenix Contact, Samson, Siemens, Wago und Yokogawa unterstützen den Auftritt. Auch Universitäten – zum Beispiel die TU Dresden und die Helmut-Schmidt-Universität Hamburg – sowie eine Vielzahl von Anwendern wie BASF, Bayer, CHT, Clariant, Covestro, Evonik, INVITE, Lanxess und Merck aus der chemisch-pharmazeutischen Industrie in Kooperation mit Modulbauern beteiligen sich an der Sonderschau. Zusätzlich sind Systemintegratoren wie SpiraTec und Modulbauer wie Seepex, Peter Huber Kältemaschinenbau und GEA Teil des Projekts.
NAMUR
Komplexität kapseln und dadurch handhabbarer machen. Flexibilität gewinnen ohne höheren Aufwand zu treiben. Mit dem MTP-Ansatz ist das nun für die Einbindung von modularen Prozesseinheiten in die übergeordnete Steuerung möglich. „Die NAMUR geht fest davon aus, dass dieser Ansatz die Welt der Automation revolutionieren wird“, meint NAMUR-Geschäftsführer Heinrich Engelhard. Neue Wege für die Zukunft gestalten und Aufwand teilen. Nach diesem Motto arbeiten Arbeitskreise von Anwendern und Herstellern zusammen und präsentieren auf der HANNOVER MESSE den aktuellen Stand der Entwicklung. Erste Pilotprojekte belegen eindrucksvoll die Vorteile beim Engineering und bei der flexiblen Modifikation von Anlagen.
ISPE
Pharmazeutische Erzeuger sind aufgefordert, ihre Herstelldokumentationen zu digitalisieren, um behördliche Anforderungen unter anderem an die Datenintegrität zu erfüllen. Dabei kommt es vor allem darauf an, qualitätsrelevante Prozessdaten für digitalisierte Dokumentationsprozesse valide zur Verfügung zu stellen und für Audits zu archivieren, so Wolfgang Dedden, Co-Chair der ISPE Arbeitsgruppe Plug & Produce. „Wir versprechen uns von einer Kollaboration mit der NAMUR, neue Konzepte wie MTP und NOA schon von Beginn an für pharmazeutische Hersteller anwendbar zur Verfügung zu haben und damit Investitionssicherheit bei Modullieferanten sowie deren Betreibern zu erreichen.“
ProcessNet
„Mit der Verfügbarkeit marktreifer Komponenten zur modularen Automation lassen sich nun auch erste modulare Anlagen in der chemisch-pharmazeutischen Prozessindustrie realisieren, die wir zur schnellen und flexiblen Reaktion auf Marktanforderungen dringend benötigen“, so Dr. Frank Stenger (Evonik), Vorsitzender des Arbeitskreises „Modulare Anlagen“ bei der ProcessNet . Innerhalb der Fachcommunity von ProcessNet stellen modulare Anlagenkonzepte in Verbindung mit entsprechenden Strategien zur Automatisierung und Prozesssteuerung ein zentrales Thema dar.
VDMA
Die Zusammenstellung und Verschaltung von Moduleinheiten über MTP erlaubt eine weitaus schnellere Veränderung von Anlagen als bisher und eine deutlich einfachere Anlagengestaltung. „Für Apparatebauer ergeben sich hieraus zahlreiche neue Möglichkeiten“, erläutert Richard Clemens, Geschäftsführer des Fachverbands Verfahrenstechnische Maschinen und Apparate im VDMA . Der Trend von Einzelapparaten hin zu Systemen ist für Unternehmen des Anlagenbaus im Grundsatz nichts Neues. Doch mithilfe der Standardisierung der Schnittstellen zwischen den Modulen verspricht sich die Industrie eine deutliche Vereinfachung der Geschäftsprozesse bis hin zu neuen Geschäftsmodellen.
Bild & Text: hannovermesse.de